Traumdeutung mit Lenormand – Teil 2

J.A. Grimshaw, "November", 1879
J.A. Grimshaw, „November“, 1879

Im 1. Teil meines letzten Artikels „Traumdeutung mit Lenormand“ haben Sie erfahren, wie gut man mit Hilfe der Lenormandkarten Träume entschlüsseln kann. Hierzu habe ich exklusiv ein eigenes Legesystem entwickelt, mit dem Sie einfach an die Botschaft Ihres Traums gelangen. Im zweiten Teil möchte ich Ihnen heute ein konkretes Beispiel für eine solche Traumdeutung via Lenormand zeigen. Sie werden verblüfft sein, welche tiefgründige Offenbarung die Karten speziell auf psychologischer Ebene bereithalten können. Die Interpretation ist recht ausführlich, weil ich Sie gerne Schritt für Schritt durchleiten möchte, so dass für Sie jede Aussage klar nachvollziehbar wird. Nebenbei gebe ich Ihnen gute Tipps zur Traumdeutung.

Der Traum

Die Träumende (sie steckt mitten in einer privaten und beruflichen Neuorientierung) befindet sich in einer sehr lebhaften Stadt. Sie geht durch die Straßen und Gassen ohne Ziel. Neugierig und irritiert zugleich betrachtet sie die Menschen um sich herum, die alle recht winzig wirken fast wie Zwerge. Stattdessen sind Bäume, Schilder und Häuser beinahe doppelt so hoch. Die kleinen Menschen scheint das nicht zu stören. Sie verrichten ihre alltäglichen Arbeiten und Gänge. Die Träumende selbst ist genauso groß wie in echt. Sie kommt sich aber nicht besonders fremd vor unter all den Zwergen und Riesen. Im Gegenteil, sie fühlt sich recht wohl als „Alice im Wunderland“, als die sie sich in ihrer Erzählung beschreibt. Sie ist stolz einen großen Schlüssel zu besitzen, der für die kleinen Wesen viel zu schwer zu tragen wäre. Selbst ihr erscheint er überdimensioniert. Mit Hilfe dieses Schlüssels öffnet sie die Türen zu einem Süsswarengeschäft, das außer ihr niemand betreten kann, weil die Tür ohne den großen Schlüssel nicht zu öffnen wäre. Sie findet im Laden einen alten, leeren Koffer, in den sie Hände voll Süßigkeiten wirft als würde sie den Laden ausrauben wollen. Bevor sie das Geschäft verlässt, übergibt sie den Schlüssel einem Vogel, der einem Kauz gleicht und im Vergleich mit den anderen Wesen von draußen von normaler Statur ist. Er verschwindet damit in die Nacht. Dann ist der Traum zu Ende.

Die Deutung

Vergegenwärtigen Sie sich vorab noch mal den Inhalt der einzelnen Punkte aus unserem Traumdeutungs-Legesystem. Um die Antworten so aufschlussreich wie möglich zu empfangen, wird für jeden Punkt eine 3-er Kombination gelegt. Damit ist eine präzise Aussage garantiert.

Tipp: Für jeden Punkt habe ich wieder einen vollen Satz Karten benutzt, wodurch auch die ein oder andere Karte in der Gesamtschau doppelt vorkommen kann. Damit können wir am Ende sehen, ob die Bedeutung einer Karte eine besondere Rolle bei der Entschlüsselung des Traumes spielt. Sie können so auch in anderen kleinen Legungen vorgehen!

 

  1. Welches Thema spricht der Traum in mir an?

Dazu noch ein kleiner Ausflug zu einem der einfachen Grundprinzipien der Traumdeutung, das bei unserer Kartenanalyse gleich von Interesse sein wird: Darin wird unterschieden, ob die Person ihren Traum aktiv oder passiv erlebt. Dieser Status zeugt von ihrer eigenen Verhaltensweise, mit der sie derzeit ihr Leben führt. Nehme ich etwas selbst in die Hand oder lasse ich die Dinge mit mir geschehen? Diese Frage hätten wir uns im vorliegenden Beispiel leicht ohne Karten beantworten können, da die Träumende erst durch die Stadt spaziert, dabei noch etwas zurückhaltend viel beobachtet, letztlich aber durch das Betreten des Süßwarenladens von sich aus in Aktion tritt. Dies verdeutlicht, dass sie auch in ihrer vorherrschenden Lebenssituation durchaus handlungsbereit ist.

Reiter, Anker und Fische: Interessant wird nun an vorderster Stelle der Reiter. Kaum eine andere Karte vermag so viel Handlungswille und Aktionspotential auszudrücken wie diese. Die aktive Rolle, welche die Träumende auch im realen Leben bereit ist, einzunehmen, wird mit dem Reiter noch mal schön verdeutlicht. Nun müssen wir uns als nächstes fragen, was der Reiter mit Anker und Fische „macht“. Der Reiter hat oder findet mit dem Anker ein Ziel. Er irrt nicht umher, sondern weiß genau, wohin es für ihn gehen soll. Wie lautet dieses Ziel? Fische – den Weg nach innen zu gehen, auf seinen Bauch zu hören, dem Ruf der Seele zu folgen. Dies kann sowohl im Beruflichen wie auch im privaten Bereich das Ziel sein.

  • Es geht also bei der Zielsetzung mehr um innere Erfüllung und weniger um äußere Statussymbole
  • Sich dorthin führen zu lassen (Reiter plus Anker), wo die Seele hin möchte
  • Sich von der Intuition zielsicher navigieren lassen
  • Seelische (Fische) Stabilität (Anker) erlangen (Reiter)

 

  1. Warum war die Botschaft des Traums bislang blockiert?

Klee, Schiff und Anker: Fällt Ihnen schon etwas auf? Genau! Wir treffen wieder auf den Anker. Er scheint uns bzw. der Träumenden etwas mehr sagen zu wollen. Was das genau ist, erfahren wir aber erst am Ende der Legung (bzw. im letzten Teil der Traumdeutungsserie), denn wer weiß, welche Karten sonst noch wiederholt auftauchen.

Die Deutung hiervon ist ganz simpel.

  • Erst jetzt (Klee) ist die Träumende bereit, das Ziel (Anker) anzusteuern oder sich überhaupt neue Ziele zu setzen. Vorher hätte sie diese Neuausrichtung wahrscheinlich gar nicht in Betracht gezogen.
  • Nach langer Reise (Schiff) ist nun endlich (Klee) Land in Sicht (Anker=Hafen)

Wenn wir hier die Karten mit der Handlung des Traums abgleichen, gleicht die Aussage der Stufe, wo die Protagonistin nach einem ausgedehnten Streifzug durch die Stadt, der noch ziellos schient, in den Laden tritt. Das ist ihre Destination. Hier kommt sie an. Sie lässt die äußere Welt hinter sich und ist ganz bei sich. Bezeichnend ist, dass sie sich dort allein befindet und als einzige überhaupt über den großen Schlüssel den Zutritt bekommen. Sie betritt also ihre eigene Welt.

Lesen Sie in Teil 3 wie es mit der Deutung.