Ganz großes Kipper-Kino: Das neue Fin de Siècle-Kartendeck

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Das Opening in eine neue Dimension an Orakelkarten

Zum zweiten Mal ist Ciro Marchetti ein Riesencoup gelungen! Es gibt von ihm ein niegelnagelneues Kartendeck namens „Fin de Siècle“, das nun endlich in den Startlöchern steht, um den deutschen Orakelkarten-Markt zu erobern. Ebenso wie das „Gilded Reverie“ ist es beim Königsfurt-Urania Verlag erschienen. So druckfrisch, dass man die Farbe förmlich noch riechen kann. Mit diesem Karten-Set ist dem Visual Artist nicht nur ein neues Meisterwerk, sondern eine wahre Sensation gelungen. Kein Deck der Welt ist je zuvor so lebendig und aufwändig gestaltet erschienen wie dieses. Noch dazu hat es in paar revolutionäre Extra-Features – Sie werden Augen machen! Aber dazu gleich mehr.

Lieber Kipper oder Lenormand?

Erst muss ich gestehen, dass ich fremdgegangen bin. Ja, ich weiß, es ist nicht in Ordnung, aber das Kipper haben mich dieses Mal einfach so stark in seinen Bann gezogen, dass ich den Seitensprung vom Lenormand zum Kipper einfach wagen musste! Denn es hat mich mit seiner irisierenden Bildgewalt einfach verführt und bis jetzt nicht mehr losgelassen. Liebe auf den ersten Blick!

Zugegeben eine noch sehr CM-Kipper-Hausjunge Liebe, denn das Kartendeck ist erst seit wenigen Tagen auf dem Markt. Ich hatte das große Glück, es als eine der ersten in Händen halten zu dürfen. Bevor ich berichte, was passiert, wenn man den „Geist aus der Flasche lässt“, noch kurz eine notwendige Erklärung.

Das Kipper verwende ich gelegentlich gerne als Begleitung zum Lenormand, manchmal ist es zu Vergleichszwecken sehr tauglich. Es zeigt immer wieder erstaunliche Ergebnisse, die sich mit den Lenormandkarten decken. Nun, da das neue Fin de Siècle herausgekommen ist, werde ich wohl das Kipper noch viel häufiger benutzen.

Ich werde den Lenormandkarten meine Treue niemals abschwören. Doch wie vielleicht einige wissen, sind sie eng verwandt mit den Kipperkarten. Es gibt sogar deckungsgleiche Symbole, die nur ein wenig anders bezeichnet werden. Der Ring des Lenormand ist die „Ehestandskarte“ im Kipper. Brief und „angenehmer Brief“ sind sich auch äußerst ähnlich.  Das Schiff und „eine Reise“ haben nahezu Bedeutungsgleichheit. In beiden gibt es ein Haus und einen Weg, ja auch ein Kind und einen Sarg. Generell verfügt das Kipper über wesentlich mehr Personenkarten, an denen ich mich persönlich immer ein wenig gestört habe, denn ich halte nicht viel davon, allzu viele Personen ins Spiel zu bringen und damit für mehr Verwirrung als Klarheit zu sorgen. Aber man kann ja die Personenkarten auch mit anderen Bedeutungsebenen nutzen.

 

Fin de Siècle – Symbole und Szenen im filmreifen Stil

CM-Kipper

Wie der französische Titel „Fin de Siècle“ schon vermuten lässt, spielen die Szenen auf den Karten im ausklingenden 19. Jahrhundert. Eine Welt voller Eleganz, Emotionen und Eitelkeiten. Sie erinnert an die literarische Figur der Jane Austen (ich weiß, die gab es schon früher). Wer dafür ein Faible hat, wird die romantische Kullisse lieben. Schon das Cover der Kartenschachtel, das die Karte „Umwerben“ zeigt, könnte szenisch aus der Filmklassiker wie „Stolz und Vorurteil“ oder „Emma“ stammen: Ein verliebtes Paar in vornehmer Robe auf einer Parkbank sitzend. Und wenn man genau lauscht, hört man eine männliche Stimme raunen: „Möchten Sie mich wiedersehen, Miss Seymour? Ich würde ein Königreich dafür geben!“

  • Aufmachung

    CM_Kipper-ReiseÄhnlich wie beim Gilded Reverie sind die einzelnen Symbole auf den 39 (!) Karten in eine verspielte und detailreiche Szene eingebettet. Bestechend ist die optische Tiefenwirkung der Karten, die es in dieser Form bei Orakelkarten noch nicht zu finden gibt. So entsteht hinter dem vordergründigen Symbol eine Kullisse, in der eine weitere Geschichte verborgen liegt, die entdeckt werden möchte.
    Ich finde, das Fin de Siècle fällt weitaus weniger „kitisch“ aus (nicht negativ gemeint!) als das Gilded Reverie. Noch immer sind die Bilder farbenprächtig und fantasievoll, aber in einer etwas ruhigeren, zentrierteren Art. Hat man beim Gilded Reverie leicht den Eindruck von „zu bunt“ und „zu viel“ (hier noch ein Regenbogen und da noch ein Schnörkel), wirkt das Fin de Siècle weniger dick aufgetragen. Es ist aufgeräumter und abgeklärter, als wäre sein Meister Ciro Marchetti in einer anderen Schaffensperiode, die ihm eine neue Inspiration verliehen hat. Auch die schwarze Umrahmung der Karten mit der silbernen Verzierung ist dezent gehalten und lenkt das Auge nicht vom Motiv ab.
    Zudem ist das Fin de Siècle fest einer Epoche und damit einem Stil zugeodnet, der sich durch alle Karten zieht. Es wurde eine epische Einheit erschaffen, die beinahe eine filmreife Geschichte entstehen lässt, in der all die symbolisierten Personen, Orte und Gegenstände eine tragende Rolle spielen. Eben vielleicht eine dieser romantischen Geschichten, die Jane Austen sich ausgedacht hätte…

 

  • Verpackung und Druckqualität
    Kurz gesagt: robust und handlich. Das Kartonagen-Kästchen mit Magnet-Verschluss ist wie gewohnt hochwertig und ein würdiger Träger seines prophetischen Innenlebens. Wie das Gilded Reverie auch sind die Karten foliert und können damit auch mal einen Klecks ab. Auch die Größe der Karten ist gut gewählt, sodass sie sich noch einfach mischen lassen. Größer als die gewohnten Kipperkarten, benötigt man zwar für die Auslage viel mehr Fläche, hat aber auch mehr vom Motiv. Bei der Großen Tafel stört mich das tatsächlich ein wenig, aber für kleinere Legungen finde ich das Format ideal.
    Meiner Ansicht nach schimmern und leuchten die Karten förmlich. Die Druck ist von ausgezeichneter Qualität. War auch nicht anders zu erwarten und rechtfertigt den Preis von 17,99 € umso mehr. Die Karten nutzen sich garantiert nicht so schnell ab wie die gewöhnlichen Drucke auf dünnerem Papier. Auch die Ecken sind weniger empfindlich.

 

  • Personenkarten
    VerblüffenCM-Kipper-Damed lebensecht wirken all die Personenkarten des neuen Decks. Fast meint man, ihnen gegenüber zu sitzen und mit ihnen eine Cafè au lait zu schlürfen – oh pardon, zum Nachmittagstisch stilvoll einzunehmen.  Künstlerisch wurde hier mit grandioser und modernster Visual Art-Technik gearbeitet, um die Personen so lebendig wirken zu lassen. Ihre Charaktere erscheinen durch die individuelle Darstellung ihrer Gesichtszüge, Frisuren, Kleidung und Vorlieben alle sehr unterschiedlich und authentisch. Wie bei Romanhelden verspürt man den Wunsch, sie und ihr Leben näher kennenzulernen.

 

  • Besonderheiten / Neuerungen

1. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Kipperkarten tragen die des Fin de Siècle teils andere Namen. „Hoffnung – Großes Wasser“ heißt „Ferne Horizonte“. „Zusammenkunft“ wird umbenannt in „Umwerben“ – das ist übrigens auch die auf dem Cover abgebildete Karte. Aus „Guter Ausgang“ wird die schöne Bezeichnung „Liebende“. Die Modernisierung mancher veralteter und leicht mißverständlicher Kartennamen finde ich ganz gelungen. Dadurch erhalten ebendiese Karten, die vorher durch ihre Bezeichnung etwas schwammig erschienen, eine konkretere Aussagekraft.

2. Nun wird es umwerfend: Die Kipperkarten bestehen bei diesem CM-Kipper-GemeinschaftDeck nicht nur aus 36 Karten, sondern aus 39! Dazu gekommen sind: Gemeinschaft, Armut und Mühsal. Dazu kann ich im Moment noch nicht viel sagen, denn diese drei Neuzgänge wollen erst ausgiebig getestet werden.  Sicher lohnt es sich, hier zu einem späteren Zeitpunkt noch einen genaueren Blick drauf zu werfen. Mit „Gemeinschaft“ kann sich sicherlich am leichtesten anfreunden. Sie entspricht im Lenormand der Karte „Park“. „Armut“ hat natürlich eine abschreckende Botschaft, die gerade im Umgang mit Klienten vorsichtig behandelt werden muss. Vielleicht ist die Bezeichnung etwas drastisch gewählt. Hier sehe ich das Pendant im Lenormand am ehesten bei den „Mäusen“. Ob es die Karte „Mühsal“ unbedingt gebraucht hätte, bezweifle ich ein wenig. Andere Karten im Kipper drücken ähnliches aus. Im Lenormand wäre sie am ehesten mit dem „Berg“ vergleichbar. Aber gut, wir nehmen diese Zusatzkarte natürlich trotzdem liebend gerne dazu! Und wen sie stört, kann sie weglassen.

3. Ergänzend zum Kartendeck wurde eine App entwickelt, die einen tiefer in jede Karte eintauchen lässt. Scannt man eine Karte mit seinem Smartphone/iphone oder Tablet eröffnet sich die auf der jeweiligen abgebildete Szene. Die kurze Animation schenkt einem einen tieferen Einblick in das Geschehen. Die Figuren fangen an zu sprechen oder sich eine Tätigkeit auszuführen. Die Kutsche fährt los und die sich öffende Haustür führt einen direkt ins Innere des Hauses. All das auszuprobieren, macht unglaublich Spaß und bringt einen nicht nur die Epoche, sondern vor allem auch das Symbol noch viel näher. Hier der Link zur Anleitung: http://www.koenigsfurt-urania.com/kipper.html

Fazit: Der Künstler Ciro Marchetti, der mit „Gilded Reverie“ in der Orakelkarten-Szene seinen Durchbruch erfuhr, hat auch bei diesem Ausnahme-Deck sein ganzes künstlerisches Geschick aufgeboten. Nun, es wurde auch Zeit, dass das etwas verstaubte Kipper endlich einen frischen Anstrich bekommen hat. Ich wettte es wird dadurch eine noch nie da gewesene Beliebtheit erlangen und sich mit dem Lenormand auf gleiche Stufe stellen. Es gibt nämlich in der Symbolwelt des Kipper viel Lohnenswertes zu entdecken. Die Tür dorthin steht mit dem Fin de Siècle nun ganz weit offen!

Fin de Siècle: Kipper – Orakelkarten von Ciro Marchetti (Künstler des Bestsellers Gilded Reverie Lenormand)*

Kartenabbildungen: © by 2016 Ciro Marchetti/Königsfurt-Urania Verlag,
http://www.koenigsfurt-urania.com/kipper.html

2 Gedanken zu „Ganz großes Kipper-Kino: Das neue Fin de Siècle-Kartendeck

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