Traumdeutung mit Lenormand – Teil 3

 Atkinson_Grimshaw - A Moonlit Evening, 18

John Atkinson Grimshaw – A Moonlit Evening, 1880

Im 1. Teil meines letzten Artikels „Traumdeutung mit Lenormand“ haben Sie erfahren, wie gut man mit Hilfe der Lenormandkarten Träume entschlüsseln kann. Hierzu habe ich exklusiv ein eigenes Legesystem entwickelt, mit dem Sie einfach an die Botschaft Ihres Traums gelangen. Im zweiten Teil sind wir direkt in die Praxis eingestiegen. Anhand eines Fallbeispieles haben wir begonnen, einen Traum mittels der Lenormand-Deutung zu Schritt für Schritt zu besprechen. Im dritten Teil werden wir diese Analyse weiter fortsetzen. Nebenbei werde ich Ihnen wieder gute Tipps zur Traumdeutung mit auf den Weg geben. Bevor wir loslegen, finden Sie hier zur Erinnerung noch einmal den Traum:

Der Traum

Die Träumende (sie steckt mitten in einer privaten und beruflichen Neuorientierung) befindet sich in einer sehr lebhaften Stadt. Sie geht durch die Straßen und Gassen ohne Ziel. Neugierig und irritiert zugleich betrachtet sie die Menschen um sich herum, die alle recht winzig wirken fast wie Zwerge. Stattdessen sind Bäume, Schilder und Häuser beinahe doppelt so hoch. Die kleinen Menschen scheint das nicht zu stören. Sie verrichten ihre alltäglichen Arbeiten und Gänge. Die Träumende selbst ist genauso groß wie in echt. Sie kommt sich aber nicht besonders fremd vor unter all den Zwergen und Riesen. Im Gegenteil, sie fühlt sich recht wohl als „Alice im Wunderland“, als die sie sich in ihrer Erzählung beschreibt. Sie ist stolz einen großen Schlüssel zu besitzen, der für die kleinen Wesen viel zu schwer zu tragen wäre. Selbst ihr erscheint er überdimensioniert. Mit Hilfe dieses Schlüssels öffnet sie die Türen zu einem Süsswarengeschäft, das außer ihr niemand betreten kann, weil die Tür ohne den großen Schlüssel nicht zu öffnen wäre. Sie findet im Laden einen alten, leeren Koffer, in den sie Hände voll Süßigkeiten wirft als würde sie den Laden ausrauben wollen. Bevor sie das Geschäft verlässt, übergibt sie den Schlüssel einem Vogel, der einem Kauz gleicht und im Vergleich mit den anderen Wesen von draußen von normaler Statur ist. Er verschwindet damit in die Nacht. Dann ist der Traum zu Ende.

 

Punkt 1 „Welches Thema spricht der Traum in mir an?“ und Punkt 2 „Warum war die Botschaft des Traumes bislang blockiert?“ haben wir bereits beantwortet. Nun widmen wir uns dem dritten Punkt unseres Legesystems.

3. Was ist die zentrale Botschaft?

Mond, Schlüssel und Störche: Um das Rätsel des wichtigsten Punktes in dieser Deutung zu lösen, müssen wir uns auf die psychologische Ebene der Karten begeben (In meinem vierten Buch, das im Herbst erscheint, werde ich die psychologischen Themen jeder Karte genau ausführen). Dazu sollten wir präsent halten, wo im Traum die Schlüsselszene stattfindet, die es ja eben mithilfe dieser Kartenkombination zu „entschlüsseln“ gilt. Im ersten Teil des Traumes, wo die Protagonistin durch die Stadt läuft, passiert noch recht wenig Handlung. Die entscheidende Schlüsselszene spielt im Laden. Hier wird sie aktiv, indem sie den Koffer voll Süßigkeiten packt. Auf diese Handlung sollten wir die Deutung unserer drei Karten beziehen. Auch die anschließende Handlung mit dem Kauz, der ihr den Schlüssel abnimmt, ist herausragend. Wir werden im nächsten Teil die Bedeutung dieses Moments genauer unter die Lupe nehmen.

Tipp: In fast jedem Traum gibt es eine Szene, die am stärksten in den Vordergrund tritt. Meistens ist es die Handlung, die uns nach dem Aufwachen am eindrücklishn im Gedächtnis geblieben ist oder uns im Nachhinein am intensivsten beschäftigt. Ganz oft handelt es sich um das Geschehnis unmittelbar bevor der Traum abbricht! Sollten Sie für sich keine solche Schlüsselszene ausmachen können, ist das für die Ermittlung der Botschaft auch nicht weiter schlimm. Natürlich finden Sie sie trotzdem heraus. Allerdings wird es leichter und präziser, wenn wir einen unmittelbaren Bezug zwischen der Schlüsselszene und der Kombination herstellen können.

Zurück zu unserer Kombi. Ist Ihnen aufgefallen, dass sie als Karte sogar den Schlüssel enthält – das Symbol, welches im Traum eine zentrale Rolle spielt? Alleine diese Synchronizität ist schon faszinierend. Der Schlüssel verschafft im Traum Zugang zum Innersten, nämlich den Laden, indem sich die Träumende das erstmals von der Außenwelt abgrenzen kann. Sie ist alleine, alles gehört ihr. Das ist ihre Innenwelt. Ebendiese Innenwelt wird symbolisch vom Mond gespiegelt. Der Schlüssel schenkt ihr die Möglichkeit, ihr Innerstes zu öffnen. Im Traum wird sie dank dieser Öffnung ihrer Innenwelt reich belohnt. Unmengen von schönen Dingen (im Traum symbolisiert durch das Süße) erwarten sie. Alles davon darf sie zu sich nehmen. Soviel sie eben tragen kann (Koffer).

Alles, was sie in sich findet (Mond und Schlüssel), wird zum Leben erweckt (Störche)

Alternative Deutung mit selben Aussagegehalt:

Ihre eigenen Fähigkeiten (Schlüssel) lernt sie wahrzunehmen (Mond) und nach außen zu tragen (Störche)

Anhand der Traumanalyse erkennen wir sogar, was dafür notwendig ist: Die Abgrenzung von der Umwelt. Denn sie scheint durch deren Einfluss eine verzerrte Wahrnehmung zu bekommen – im Traum gespiegelt durch die veränderten Größenverhältnisse, die nicht mehr stimmen. Dadurch gelingt es ihr nicht, zu sich zu finden und zu entdecken, was alles an Fähigkeiten und Gaben in ihr schlummern. Erst als sie diese in ganzer Fülle wahrnehmen kann (Süßigkeiten einpacken), wird ihre verkehrte Ansicht wieder gerade gerückt. Der auftauchende Vogel hat normales Maß!

Im nächsten Teil führen wir die Deutung fort mit den restlichen Punkten unserer Legung. Darin geht es um die Fragen: “Wie soll ich jetzt mit der Botschaft richtig umgehen und was ist der positive Impuls?“ Außerdem will ich Ihnen noch zeigen, wie man Teile des Traums entschlüsseln kann, die in der Legung noch nicht zur Sprache kamen, aber für die gesamte Analyse ebenso interessieren. Hier der nächste Teil.