Wer mit Lenormandkarten arbeitet, begegnet früher oder später einem Thema, das emotional näher ist als alle anderen: der Liebe. Beziehungsthemen sind der häufigste Anlass, die Karten zu befragen – und zugleich der Bereich, in dem sich die meisten Unsicherheiten, Widersprüche und Missverständnisse zeigen. Viele Kartenlegerinnen berichten davon, dass gerade hier die Klarheit verloren geht, obwohl die Techniken bekannt sind. Doch woran liegt das?
In diesem Beitrag werfen wir einen differenzierten Blick auf fünf Gründe, warum Liebeslegungen im Lenormand so anspruchsvoll sind, welche Stolpersteine sie ins Rollen bringt und welche Wege zu einer erfolgreichen Liebesdeutung führen.
1. Nähe macht blind – wenn Emotionalität die Deutung färbt
Es gibt kaum ein Thema, bei dem Menschen sich mehr wünschen, eine bestimmte Antwort zu erhalten, als bei Liebesfragen. Die Karten sollen Bestätigung geben, Hoffnung machen oder eine diffuse Ahnung in Gewissheit verwandeln. Dieser Wunsch bringt jedoch eine große Gefahr mit sich: Projektion.
Wer emotional involviert ist, kann die Karten oft nicht mehr als neutrales System wahrnehmen. Bedeutungen werden ausgewählt, die zur inneren Geschichte passen. Eine Schlange wird zur Rivalin, ein Ring zur sicheren Beziehung – selbst dann, wenn die Kombination etwas anderes nahelegt.
Hinzu kommt: Viele Ratsuchende (auch Kartenlegerinnen für sich selbst) sind auf eine bestimmte Antwort fixiert. Die Karten werden nicht mehr als Spiegel betrachtet, sondern als Erfüllungsgehilfen eines emotionalen Bedürfnisses. Dadurch wird die Deutung verzerrt – oft unbewusst.
2. Symbolüberfrachtung – wenn Karten mehr sagen sollen, als sie tragen können
In Liebeslegungen begegnen uns bestimmte Symbole immer wieder: Herz, Ring, Mond, Schlange, Fuchs, Blumen, Fische, Lilien. Diese Karten sind emotional stark aufgeladen – und viele Leserinnen schreiben ihnen Bedeutungen zu, die über das hinausgehen, was das System tatsächlich hergibt.
Ein Beispiel: Die Karte Mond steht hauptsächlich für Gefühle, Bedürfnisse, Stimmung, Reaktion. Dennoch werden daraus häufig überhöhte Begriffe gemacht wie „tiefe Gefühle“ „innere Bindung“ oder gar „Romantik“. Das liegt daran, dass wir aus psychologischer Sicht gern mehr hineinlesen möchten, als in der Symbolik angelegt ist.
Wiederum entstehen bei der Karte Fische leicht Verwechslungen mit dem Mond. Beide sind zwar eng miteinander verwandt, unterscheiden aber doch zwei verschiedene Ebenen. Während der Mond einzig und allein über das Gefühlsleben spricht, gehen die Fische auf die seelische Ebene einer Beziehung oder eines Partners ein. Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Ich kann für jemanden Gefühle haben (Mond), aber trotzdem ein seelisches (Fische) Problem mit Vertrauen. Die Fische stehen eindeutig nicht für die Gefühle, die ich für den anderen habe, sehr wohl aber für meine seelische Ausgangslage, die ich in diese Verbindung hineintrage.
3. Karten mit mehrdeutiger Wirkung – wenn Symbole keinen eindeutigen Verlauf zeigen
Ein weiteres Problem bei Liebeslegungen: Viele Karten haben einen mehrdeutigen Charakter. Die Schlange wird schnell als „eine andere Frau“ wahrgenommen, selbst wenn es gar nicht um eine andere Frau geht. Dabei besitzt sie überaus wichtige nicht-persönliche Attribute wie Verführung, Analyse, Strategie, Vorsicht, Komplikationen. Dieses Paket an vielseitigen Schlüsselwörtern kann bei Beziehungsfragen sinnvoll zur Anwendung kommen. Wie dieses Beispiel zeigt:
Wir verbinden die Schlüsselwörter der Schlange mit denen des Hauses. Damit Sie sich nicht alle Botschaften dieser Kombination selbst erschließen müssen, hilft ein Blick in meinen Lenormand Liebesbotschafter. Dieser kommt bei Schlange + Haus zu folgenden Aussagen:
- Die Mutter spielt eine Rolle innerhalb der Beziehung
- Vertrauen ist in Gefahr
- Familie aufs Spiel setzen für eine Beziehung
- Vertrauen des anderen ausnutzen
- Mit Plan und Strategie vorgehen
- Bei der Familie des anderen einschleimen
- Wegen Familie vernünftig bleiben
- Komplizierte Familien- oder Wohnsituation spielt eine Rolle
Solche Kombinationen bieten oft mehr Deutungsmöglichkeiten, als man auf den ersten Blick erkennt. Wer häufiger mit Liebeslegungen arbeitet, weiß, wie wertvoll es ist, diese nicht allein entschlüsseln zu müssen. Genau hier schenkt der Liebesbotschafter nicht nur Übersicht, sondern das gute Gefühl, sich bei der Deutung auf eine fundierte und verlässliche Grundlage stützen zu können.
Was bedeutet diese Kombination konkret in einem Beziehungskontext? Gerade bei Liebeslegungen reicht es nicht, die Einzelbedeutungen zu kennen – man muss wissen, was eine bestimmte Kombination konkret aussagen kann.
Genau hier setzt mein digitales Nachschlagewerk „Der Lenormand Liebesbotschafter“ an. Es bietet Ihnen auf einen Blick eine klare Übersicht über mehr als 1000 Zweier-Kombinationen zu Liebes- und Beziehungsthemen – inklusive verschiedener möglicher Bedeutungen für jede Konstellation. So erkennen Sie, was eine Kombination im Beziehungsumfeld tatsächlich aussagen kann – ohne vage Vermutungen, sondern konkret und praxisnah. Das spart Zeit, gibt Sicherheit und hilft, auch in komplexen oder emotional aufgeladenen Situationen den Überblick zu behalten.

4. Wunsch nach Ja/Nein – warum Liebesfragen keine einfachen Antworten liefern
Einer der häufigsten Fehler: Die Erwartung, dass Lenormand auf die Frage „Liebt er mich?“ eine klare Antwort liefert. Doch das spezielle Orakelsystem ist nicht dafür gemacht. Eine Ja/Nein-Frage passt nicht zur Komplexität der Deutung – sie erzeugt unklare Bilder, Mischsignale und Widersprüche. Vermeintlich versagen die Lenormandkarten an diesen Punkt. Doch dem ist nicht so.
Es gibt zwei klare Gründe:
1. Die Fragestellung ist falsch, weil sie auf Ja oder Nein Antworten abzielt.
Kaum eine Legung ist nur schwarz oder weiß gefärbt, sondern „bunt“. Dadurch gibt sie vielfältige Antworten, jedoch eher selten eine klare Ja/Nein Tendenz. Stattdessen empfehle ich unbedingt die Frage offen zu stellen, z.B. „Was fühlt er für mich?“. Mithilfe dieser offenen Fragestellung werden alle Möglichkeiten in die Antwort inkludiert und nicht lediglich ein „Er liebt mich“ – „Er liebt mich nicht“. Denn was sollen die Karten auf eine geschlossene Frage antworten, wenn derjenige sich seiner Gefühle gerade nicht sicher ist?
2. Das Legesystem muss mit der Frage harmonieren.
Gerade bei Beziehungsthemen ist es entscheidend, das passende Legesystem zu wählen. Die klassische 3er-Kombination bietet sich für konkrete Einblicke und Entwicklungen an. Eine Liebeslegung kann helfen, verschiedene Ebenen einer Verbindung zu beleuchten. Die Universallegung gibt strukturierte Hinweise auf Dynamiken. Die große Tafel hingegen zeigt komplexe Zusammenhänge – eignet sich aber nur dann, wenn man sie methodisch sicher beherrscht.
Wer versucht, mit einem unpassenden Legesystem eine Ja/Nein-Frage zu erzwingen, wird schnell in eine Spirale aus Falschaussagen und Verwirrung geraten. Eines ist sicher: Klarheit kann daraus nicht entstehen. Es ist ein Holzweg.
5. Kombinatorik statt Intuition – warum Struktur in Liebesdeutungen so wichtig ist
Viele Kartenlegerinnen verlassen sich in Liebesfragen besonders stark auf ihr Gefühl. Doch Intuition allein ist kein verlässlicher Ratgeber, wenn das Thema emotional aufgeladen ist. Sie führt dann oft zu Wunschdenken oder Fehldeutungen – vor allem dann, wenn man sich bei der ersten Eingebung auf eine Bedeutung verlässt, ohne den tatsächlichen Zusammenhang mit anderen Karten zu prüfen. Die Gefahr dabei: Man greift auf ein bekanntes Deutungsmuster zurück – ohne zu prüfen, ob es wirklich zur aktuellen Kartenlage passt. Gerade in solchen Momenten ist die Gefahr groß, dass man voreilig eine gängige Interpretation übernimmt, statt die tatsächliche Kombination sachlich zu analysieren.
Deshalb ist es wichtig, sich auch bei Herzensangelegenheiten an das kombinatorische Grundprinzip des Lenormand zu halten: Je nach Legesystem kann eine Karte innerhalb einer 2er-, 3er- oder sogar 4er-Kombination gelesen werden – entscheidend ist, dass sie nicht isoliert interpretiert wird, sondern stets im Zusammenhang mit den umliegenden Symbolen. Nur so entsteht eine nachvollziehbare Bedeutung. Denn im Lenormand zählt immer der Einfluss der Nachbarkarten (und der Häuser in der Großen Tafel).
Darüber hinaus spielen die sogenannten Zwei-Gesichter-Karten wie Fuchs, Mäuse, Berg, Wolken oder Sense nach meiner Methode eine wichtige Rolle. Sie folgen einer kristallklaren Deutungsregel, die es ermöglicht, unterschiedliche Wirkrichtungen einer Karte gezielt zu unterscheiden. So bietet der Fuchs beispielsweise ein Gesicht der Wahrheit und eines der Lüge – was besonders bei Liebesfragen von unschätzbarem Wert ist. Denn hier geht es häufig darum zu erkennen, ob etwas richtig oder falsch, ehrlich oder vorgetäuscht. Durch die Methodik der Zwei-Gesichter-Karten wird die Aussagekraft gestärkt und die Zuverlässigkeit der Deutung deutlich erhöht.
Diese strukturierte Herangehensweise bietet beim Deuten Sicherheit. Sie schützt vor emotionaler Übersteuerung und eröffnet gefestigte Deutungsschritte. Nicht nur für Ratsuchende – sondern auch für sich selbst. Denn gerade bei persönlichen Themen ist Objektivität in der Kartendeutung die größte Herausforderung.
6. Praktische Hinweise für mehr Klarheit bei Liebeslegungen
Einige grundlegende Aspekte in der Vorbereitung und Durchführung von Liebeslegungen entscheiden darüber, ob eine Deutung klar, nachvollziehbar und strukturiert ist – oder in Wunschdenken und Unsicherheit abgleitet:
- Relevante Personenkarten vorab definieren: In der Großen Tafel ist es unbedingt erforderlich, alle relevanten Personen vor der Deutung festzulegen. Nur wenn von Anfang an klar ist, welche Karte für welche Person steht, lässt sich im weiteren Verlauf eindeutig erkennen, von wem überhaupt die Rede ist. Die Zuordnung muss eindeutig sein – ist sie einmal vorab festgelegt, besteht kein Zweifel mehr daran, welche Karte welche Person repräsentiert. Wird versucht, die Zuordnung erst während der Deutung herzuleiten, kommt es leicht zu Fehlinterpretationen, weil meist keine ausreichenden Hinweise vorhanden sind. Ohne diese Vorbereitung wird das Kartenbild zum Rätselraten. Von daher sollte jede Große Tafel in Beziehungsfragen mit diesem Schritt beginnen.
- Zeiträume konkret benennen: Jede Liebessituation ist dynamisch. Was heute Bedeutung hat, kann sich in wenigen Wochen oder Monaten vollkommen verändert haben. Deshalb halte ich es für unerlässlich, jeder Fragestellung einen klaren zeitlichen Rahmen zu geben, der maximal ein Jahr in die Zukunft weist. Wer ohne Zeitangabe legt, fragt ins Unbestimmte. Das Kartenbild greift dann ins Leere – es bildet möglicherweise nicht das ab, was aktuell geschieht oder als Nächstes bevorsteht, sondern zeigt einen weit entfernten zukünftigen Zeitpunkt, der weder eingegrenzt noch konkret erkennbar ist. Denn die Karten führen nun mal keinen Kalender mit sich. Wir müssen also selbst für eine kalendarische Ansicht sorgen, indem wir vor der Legung den Zeitraum fest definieren. Abhängig von der Legung sind dabei sogar sehr kurze Zeiten von ca. zwei Wochen möglich.
Ausnahme: Die beliebte Liebeslegung ist immer eine Momentaufnahme und kommt ohne Zeitrahmen aus.
- Herz und Ring klar trennen: Immer wieder werden das Herz und der Ring in Liebeslegungen verwechselt oder gleichgesetzt. Dabei haben beide Karten vollkommen unterschiedliche Bedeutungen: Das Herz steht für ein Gefühl wie Verliebtheit oder Liebe, nicht aber für Beziehung. Der Ring hingegen steht für eine Verbindung – was daraus wird, zeigen erst die Kombinationen mit den anderen Karten an. Über die Qualität und Tiefe der Gefühle kann der Ring nichts sagen, denn dafür ist wiederum das Herz verantwortlich. Viele machen den Fehler, dass sie das Herz mit Beziehung verwechseln und den Ring mit Liebe. Wer diese beiden Karten vermischt, verliert sich in einem Labyrinth. Jede Karte muss streng bei ihrer originären Bedeutung bleiben.
Den Unterschied zwischen Herz und Ring in der Liebesdeutung erkläre ich präzise in diesem Blogbeitrag.
- Dreiecksbeziehungen getrennt analysieren: Gibt es eine dritte beteiligte Person, z. B. weil die Zielperson in einer anderen Beziehung lebt, empfiehlt es sich, zwei separate Große Tafeln zu legen. Eine für die Beziehung zwischen der Ratsuchenden und der Zielperson – und eine weitere für die Verbindung zwischen dieser Zielperson und der anderen Frau. In jeder Tafel übernimmt die zentrale Bezugsperson die Rolle der Hauptpersonenkarte. Der Ring kann immer nur für eine Beziehung gleichzeitig stehen. Werden mehrere Beziehungen in ein einziges Bild gedrückt, entstehen zwangsläufig Ungenauigkeiten und Unsicherheiten bei der Zuweisung der Symbole. Idealerweise können auch kleinere Legesysteme wie die Liebeslegung oder die Universallegung für getrennte Ansichten der jeweiligen Verbindungen verwendet werden.
- Fixierte Kombinationen bewusst hinterfragen: Manche Kombinationen wie beispielsweise Ring und Turm werden pauschal mit bestimmten Vorstellungen verknüpft – in diesem Fall oft mit Trennung. Solche Interpretationen basieren oft nicht auf der tatsächlichen Bedeutung der Kombination, sondern beruhen auf Assoziationen, die sich durch Wiederholung in allgemein zugänglichen Quellen wie Foren, Social Media oder öffentlich kursierenden Deutungslisten (wo häufig einer vom anderen abschreibt) eingebrannt haben – unabhängig von fundierten oder professionellen Ansätzen. Tatsächlich zeigen Ring + Turm in vielen Fällen eine Verbindung, die von Distanz, Krise, Einschränkungen oder Rückzug geprägt ist, nicht immer steht die Kombination zwangsläufig für eine unausweichliche Trennung. Eine entscheidende Grundregel, die hier greift, lautet: Die Karten zeigen, was ist und wird – nicht, was man wünscht oder fürchtet. Solche Kombinationen sollten immer im konkreten Legungskontext untersucht werden – pauschale Deutungen führen schnell zu voreiligen Schlüssen.
🔎 Alle meine Lernhilfen auf einen Blick
➡️ Kartendecks, Bücher & Lernhilfen im Shop »
➡️ Onlinekurse & Fantasiereisen auf myablefy.com »
➡️ Zur Facebook-Lerngruppe »
➡️ Lenormand Blog – regelmäßig neue Beiträge zur Kartendeutung »
➡️ Meine YouTube Videos zum Lernen und Üben »